Erzengel Suriyel wurde gesandt, darüber zu wachen, dass sich die Schutzengel Berlin-Mittes an die göttlichen Gebote halten…

Wie alle, die zum Fußvolk der Schutzengel des neunten himmlischen Chores gehören, untersteht Israfel einem Führungsengel. https://www.water-runs-east.eu/israfel/
Die meisten Schutzengel werden von Engeln kontrolliert, die einen, zwei, oder höchstens drei Chöre über ihnen angesiedelt sind.
Diese Mittelbau-Engel verfügen normalerweise über alle Kompetenzen, die ihr Führungsjob erfordert.
Weil Israfel als Streetworker des Herrn undercover in der hedonistischen Nahkampfzone Berlin-Mitte tätig ist, sieht die Sache bei ihm ein bisschen anders aus.
Sein direkter Vorgesetzter – Erzengel Suriyel – gehört zu den höchsten Vertretern des dritten Chores.
Die Engel des dritten Chores bestehen zur einen Hälfte aus Äther, zur anderen aus Materie. Das erlaubt ihnen, bei Bedarf leibliche Gestalt anzunehmen. Sie sind deshalb die Mittler zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen.
Dagegen sind die Engel des ersten Chores – die Seraphime – und die des zweiten Chores – die Cherubine – reines Licht. Seit Anbeginn der Zeiten umkreisen sie den Thron Gottes und preisen seinen Namen. Sie sind die Energie des Universums. Ihr Gesang lässt Materie, Raum und Zeit fließen.
Seraphime und Cherubine sind dem menschlichen Verstand nur mithilfe mathematischer Berechnungen und physikalischer Formeln zugänglich.
Vom dritten Chor an gleichen sich Engelklassen und Menschen immer stärker an. Als Faustformel gilt: Je niedriger der Status des Chores, desto ähnlicher sind deren Engel den Menschen.
Die Königsklasse dieser – für Menschen sichtbaren und begreifbaren – himmlischen Geschöpfe, sind die sieben Erzengel.
Einer von ihnen – Suriyel – ist vor einigen Jahren in Berlin-Mitte aufgetaucht. Er kam mit dem göttlichen Auftrag, die Heerschar der dort tätigen Schutzengel im Auge zu behalten.
Je niedriger die Klasse der Engel, desto ähnlicher sind sie den Menschen – auch in ihrer Verführbarkeit. Schutzengel sind, als Angehörige des neunten Chores, die materiellsten aller himmlischen Wesen, und damit die verführbarsten.
Die durchschnittlichen Mittelbau-Führungsengel, die vor Suriyel versucht hatten, für Ordnung zu sorgen, waren schmählich gescheitert. Unzähliche Schutzengel gingen in den Clubs, Bars, Parks und Kaschemmen Berlins verloren.
Und das, wo sie dort so dringend gebraucht wurden!
Deshalb beschloss Gott, denjenigen seiner Erzengel nach Berlin-Mitte zu entsenden, der im Kreis der Sieben die Funktion hat, darüber zu wachen, dass sich alle Engel an die göttlichen Gebote halten.
Suriyel materialisierte sich auf göttlichen Befehl an einem grauen Regenabend Mitte September irgendwann zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einem S-Bahn-Tunnel in der Nähe des Alexanderplatzes.
Während er Form annahm, konzentrierte er seine ganze Energie darauf, so gewöhnlich als möglich auszusehen. Wie immer gelang es ihm nur bedingt.
Alle Erzengel bestehen zur einen Hälfte aus Materie, zur anderen Hälfte aus Äther. Der Äther-Anteil lässt sich leider nicht wegzaubern.
Wenn Suriyel in Berlin unterwegs ist, geschieht es deshalb regelmäßig, dass Passanten bei seinem Anblick denken: „Der Mann sieht aus wie ein Engel!“
Abgesehen von ein paar Psychiatriepatienten ist Suriyel in all den Jahren noch niemandem begegnet, der in diesem Moment versteht, dass er wahrhaftig einen Erzengel vor sich hat.
Was ihm nur recht sein kann.
Suriyel war nicht nach Berlin entsandt worden, um sich um Menschen zu kümmern, sondern um Schutzengel.
Deren Situation, stellte er bereits bei seinem ersten Rundgang durch Berlin-Mitte fest, war eine einzige Katastrophe. Die örtlichen Schutzengel hatten vor lauter Party und egozentrischer Selbstfindung die Basics ihres Handwerks verlernt.
Er war definitiv mit einer Langzeit-Mission betraut worden.
Suriyel machte seinen Job seit mehr als 4000 Jahren, er war Ärger gewohnt.
Und er war Profi genug, um zu wissen, dass er – wollte er irgendwann Erfolg haben – eine stabile Basis brauchte. Er wanderte durch Berlin-Mitte, kontrollierte Kirchen, ehemalige Klöster, neu errichtete Synagogen, aber keine Location verfügte über den notwendigen Energie-Level.
Schließlich wurde er in einem tibetisch-buddhistischen Zentrum in Friedrichshain fündig. Im Keller des Gebäudekomplexes richtete er sich häuslich ein. Von dort aus wacht er über die örtlichen Schutzengel und müht sich redlich, ihnen die göttlichen Regeln und Gebote zu vermitteln.
Aktuell mit überschaubarem Erfolg.
Aber, wie gesagt, es handelt sich um eine Langzeit-Mission…

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