Damit ich nicht allein in meiner Wohnung im historischen Pfarrhof von Dewitz leben muss, plane ich eine Entführung…

Seit einer Woche lebe ich jetzt im historischen Pfarrhof von Dewitz. https://www.water-runs-east.eu/einzug/

Zu meiner Verblüffung bin ich glücklich hier!

Dabei hatte ich gedacht, ich würde mich einsam und allein zu Tode fürchten. https://www.water-runs-east.eu/allein/

Meine Angst war unbegründet: Ich habe einen Gefährten gefunden!

Einen schwarz-weißen Britisch-Kurzhaar-Kater, den es irgendwie auf den Pfarrhof verschlagen hat. https://www.water-runs-east.eu/kater/

Ich habe keine Ahnung wie alt er ist, wie er heißt und wo er herkommt?

Aber das ist egal.

Das entscheidende ist: er ist da!

Wenn ich morgens aufwache, führt mich mein erster Weg – im Schlafanzug – vor das Haus. Irgendwo auf dem Gelände finde ich ihn immer, den kleinen Kater. Wenn er mich hört – in Ermangelung eines Namens rufe ich ihn „Spätzle“ – kommt er angetrabt.

Er lässt sich streicheln und legt Wert darauf, dass ich ihm beim Frühstück Gesellschaft leiste.

Danach möchte der Kater ausführlich gebürstet werden, bevor er wieder zwischen den Gebäuden des Pfarrhofs verschwindet.

Abends dasselbe Spiel: Das Spätzle lässt sich vor dem Haus füttern, streicheln und bürsten, dann geht es wieder.

In den ersten Tagen bin ich dem Kater nicht böse, dass er sich wieder verabschiedet. So verfloht und voller Zecken wie er ist, möchte ich ihn nicht in der Wohnung haben.

Aber wenn die weg sind, habe ich an unserem ersten gemeinsamen Morgen beschlossen, soll er mein Haustier werden! Dann soll er bei mir wohnen und wir lassen es uns gemeinsam gut gehen.

Damit dieser glückliche Umstand baldmöglichst eintritt, bestelle ich online ein Spot-on-Präparat gegen Zecken und Flöhe. Zwei Tage später ziehe ich es aus dem Briefkasten.

Weil der Kater nur ein paar Meter vom Briefkasten entfernt im Gras liegt, schreite ich auf der Stelle zur Tat. Es dauert nur ein paar Sekunden, schon habe ich ihm den Inhalt einer Ampulle in den Nacken getropft.

Morgen – denke ich währenddessen – hat das Zeug gewirkt. Dann kann er einziehen!

Am nächsten Morgen stelle ich jedoch erst einmal fest, dass der kleine Kater nicht wie sonst munter und vergnügt ist. Er wirkt apathisch und hat keinen Appetit.

Das Anblick des matten Katers löst heftige Schuldgefühle in mir aus: Habe ich ihn am Ende mit dem Spot-on-Mittel vergiftet? Ich dachte, er wäre ein gesunder Kater in seinen besten Jahren, aber was, wenn er ein Nierenleiden hat?

Den ganzen Tag quäle ich mich mit diesem Gedanken.

Als ich den Kater am nächsten Morgen füttere, stelle ich zu meiner Erleichterung fest, dass es ihm wieder besser geht. Er frisst mit gutem Appetit und schnurrt tiefenentspannt, als ich ihn bürste.

Puh!!!

Ich beschließe, ihn erst wieder zu spoten, wenn der Tierarzt seine Blutwerte kontrolliert hat.

Aber erst einmal ist er ohne Flöhe und Zecken. Das Spot-on-Präparat wirkt.

Er kann also in meine Wohnung einziehen.

Nicht eine Sekunde kommt mir der Gedanke, dass der kleine Kater das möglicherweise garnicht will!

Schließlich ist er ein verschmuster Kater! Und noch dazu Britisch Kurzhaar!

Was soll so ein Tier anderes wollen, als auf meinem Sofa zu liegen und sich ausführlich von mir kraulen zu lassen?

Dort ist es viel bequemer als auf der Wiese oder dem Treppenabsatz vor der Haustür.

Ganz besonders bei diesem Wetter: Es nieselt. Nachts hatte es acht Grad.

Welche vernünftige Katze möchte da nicht lieber in der warmen gemütlichen Wohnung sein?

So erkläre ich das dem Kater, während ich ihn mit Hilfe von Leckerli zur Wohnungstür führe.

Dort angekommen, trete ich in den Flur und locke den nassen Kater mit warmen Worten und einem weiteren Leckerli.

Er schaut interessiert, weigert sich aber stur, über die Schwelle zu treten.

Alle meine Überredungskünste sind vergebens.

Das darf doch nicht wahr sein!

Ich beschließe, den Kater zu seinem Glück zu zwingen. Wenn er erst einmal in der Wohnung ist, wird er merken, wie angenehm es hier ist!

Entschlossen greife ich zu, schiebe den Kater in den Flur und versuche die Haustür hinter ihm zu schließen.

Aber so schnell kann ich garnicht schauen, da ist er schon an mir vorbei und ins Freie geschossen.

Übel hat er es mir nicht genommen, stelle ich am Abend erleichtert fest. Er lässt sich von mir streicheln und bürsten.

Nur: Als ich das Manöver ein zweites Mal versuche, hetzt er wieder durch die Wohnungstür und verschwindet im abendlichen Nieselregen.

Am Samstag kommt Suriyel aus Berlin zu mir in den historischen Pfarrhof.

Oder besser: zu uns.

Nachdem er mich begrüßt hat, krault er ausführlich das Spätzle.

Beim Mittagessen berichte ich Suriyel von meinen vergeblichen Versuchen, den Kater in die Wohnung zu locken.

Und ich erzähle ihm von meinem Plan: Ich möchte das Spätzle kidnappen!

Nach ein paar Tagen in der warmen Wohnung wird der Kater doch wohl einsehen, dass es dort schöner ist, als bei Regen und Kälte im halb verfallenen Stall zu schlafen!

Allerdings bekomme ich das nicht alleine hin. Um den Kater in die Wohnung zu locken, brauche ich Suriyels Unterstützung.

Aber der schüttelt energisch den Kopf: „Wenn der Kater nicht will, dann will er nicht!“

Damit ist das Thema für ihn erledigt.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich damit abzufinden.

Ich habe zwar einen Gefährten, aber kein Haustier…