Meine neue Identität als „die Frau mit dem sanierungsbedürftigen Denkmal“ manifestiert sich in Form eines Baufahrzeuges…

„Was hältst du von dem?“ Der Büroleiter meines Bruders schiebt den Curser über seinen riesigen Bildschirm und klickt auf das Angebot ganz oben. https://www.water-runs-east.eu/besichtigung/

Mit ein paar Mausklicks vergrößert er das Foto des Transporters. „Ein typischer Gabelstapler-Unfall!“, erklärt er mir, während er den Curser zu einer kaum sichtbaren Delle an der Karosserie wandern lässt. „Passiert ständig. Ich frage mich jedesmal, wie man so ungeschickt sein kann!“

„Gabelstapler-Unfall? Was es nicht alles gibt!“,denke ich mir. Ich versuche mir meine Verblüffung nicht anmerken zu lassen. „Würdest du den nehmen?“

„Um den Preis? Ja!“, kommt es zurück. Er ruft die Fahrzeugdaten auf. „Oder: nein! Drei Fahrzeughalter! Dabei ist der Transporter gerade mal vier Jahre alt! Mit dem ist irgendwas faul.“

Der Büroleiter schließt die Anzeige. Schade! Das war der einzige bezahlerbare Crafter mit Hochdach, den die Autofirma im Angbot hat! Alle anderen sind zu teuer.

Bis vor zehn Minuten war mir nicht bewusst gewesen, dass ein Transporter mit Hochdach eine gute Wahl für mich wäre. Oder besser gesagt: für das Pfarrhaus. Der Büroleiter hat es mir erklärt, während er meine Angaben in die Suchmaske des Online-Autohändlers eingab: „Damit kannst du auch mal ein paar Fenster oder so transportieren.“

Fenster???

Bis vor sechs Wochen wusste ich nicht einmal, dass ich bald einen Transporter brauchen würde. Geschweige denn einen mit Hochdach, um Fenster zu transportieren!

Ich war überzeugte Fahrradfahrerin gewesen! Was sollte ich am Prenzlauer Berg auch mit einem Auto? https://www.water-runs-east.eu/schock/

Das Pfarrhaus hat mein Leben auf den Kopf gestellt! https://www.water-runs-east.eu/besichtigung/

Auf einmal bin ich „die Frau mit dem sanierungsbedürftigen Denkmal“ – und finde mich in einer mir fremden Welt wieder.

Oder besser: einer Welt, die ich nur aus der Zuschauerperspektive kenne. Schließlich bin ich auf dem Dorf aufgewachsen. Die Väter meiner Schulfreundinnen waren tüchtige Bauern und Handwerker. Der meine nicht. Der war auch tüchtig und erfolgreich, allerdings in einem akademischen Beruf. Wie schon sein Vater.

Inspiriert vom Bruder meiner besten Freundin, der ein begnadeter Zimmermeister ist, absolvierte mein musischer sensibler Bruder nach dem Abitur eine Zimmermanns-Lehre, bevor er sein Ingenieurstudium begann. Zu meinem Glück – und dem des Pfarrhauses – gründete er vor ein paar Jahren seine eigene Zimmerei. https://www.water-runs-east.eu/rauch-eiche/

Jetzt steht ein Stutzflügel in seinem Büro. Wenn er gestresst ist, spielt er Klavier. Aber der ist nur eine Fußnote. Mein Bruder fühlt sich in der zupackenden maskulinen Welt des Handwerks erkennbar wohl. Und mich hat er jetzt auch noch dort hineingezogen. Mein Bruder findet: Zu meinem Besten!

Der Büroleiter öffnet die nächste Anzeige des Online-Autohändlers. Kein Hochdach, aber nur ein Fahrzeughalter. Vier Jahre alt. 83.000 Kilometer. Scheckheftgepflegt. Der Preis ist gerade noch innerhalb meiner Schmerzgrenze. Motorhaube und Heck sind mit rot-weißem Leuchtband beklebt.

„Ein Baufahrzeug.“ Der Büroleiter scrollt die Fotos nach Schäden ab. „Der hier ist in Ordnung. Soll ich den mal anfragen?“ Er greift zum Telefon.

Fünfzehn Minuten später bin ich die zukünftige Besitzerin eines Baufahrzeugs.

Wie passend…