Auf einmal lebe ich im historischen Pfarrhof von Dewitz – komplett auf mich gestellt, umgeben von vielen wilden Tieren…

Am Abend des Pfingstmontag verabschiedet sich Suriyel von mir und bricht auf nach Berlin. Morgen muss er wieder arbeiten.

Ich bin ihm zutiefst dankbar dafür, dass er mir bei meinem Einzug in den historischen Pfarrhof von Dewitz geholfen hat. https://www.water-runs-east.eu/einzug/

„Ohne dich wäre ich komplett verloren gewesen!“, hatte ich ihm beim gestrigen Abendessen erklärt.

Suriyel überlegte kurz, bevor er zustimmend nickte. „Das stimmt. Alleine hättest du das nicht hinbekommen.“

Suriyel reparierte die Solartherme und aktivierte das komplizierte Heizsystem. https://www.water-runs-east.eu/heizung/

Er schleppte Möbel, baute Tisch und Bett auf, schraubte zwischendurch ein paar Lampen an. Kurz: er tat, was zu tun war.

Und ich konnte einfach nur herumstehen und mich überwältigt und überfordert fühlen…

Damit ist es jetzt vorbei. Bang sehe ich seinem silbernen Toyota nach, der durch das elektrische Tor rollt und in der Abenddämmerung an der Abzweigung in Richtung Bundesstraße verschwindet.

Jetzt bin ich komplett auf mich gestellt! Umgeben von Fremden! Und gleich ist es Nacht!

Umso dringlicher ist es mir, das Tor zu schließen. Hektisch drücke ich auf den Knopf der Fernbedienung. Die beiden Flügel des Tors zucken und bewegen sich gemächlich auf einander zu.

Zu meinem Entsetzen stocken sie, kurz bevor sie sich berühren und gehen wieder auf!

Langsam zähle ich bis zehn und drücke ein weiteres Mal den Knopf der Fernbedienung.

Wieder dasselbe Schauspiel: Das Tor geht halb zu – und dann wieder auf.

Ich erleide einen Nervenzusammenbruch!

Zehn Minuten später parkt Suriyel vor der Einfahrt des historischen Pfarrhofs, nimmt mir die Fernbedienung aus der Hand und drückt auf den Knopf.

Zu meiner Erleichterung schließt das Tor wieder nicht. Es wäre höchst peinlich gewesen, wenn er zurückgekommen wäre nur um festzustellen, dass ich zu blöd bin, auf einen Knopf zu drücken.

„Das Gras ist zu hoch“, erklärt mir Suriyel, während er in die Knie geht und beginnt, mit der Hand Gräser und Löwenzahn in der Einfahrt auszureißen.

„Da sind Sensoren dran, damit das Tor nicht gegen die Motorhaube oder die Stoßstange knallt. Die reagieren auf das Gras.“

Nachdem er etwa fünf Minuten Unkraut gerupft hat, geht er vor das Tor und drückt probeweise die Fernbedienung. Elegant schwenken die beiden Torflügel nach Innen und schließen sich mit einem vernehmlichen „Klack“.

„Na bitte!“, erklärt mir Suriyel zufrieden, während er mir die Fernbedienung über das Tor reicht. „Du musst nur darauf achten, dass das Gras in der Einfahrt kurz geschnitten ist.“ Damit winkt er mir noch einmal zu, springt in sein Auto und fährt davon.

Ich stehe hinter dem Tor und sehe ihm nach, während ich spüre, wie mein Atem kommt und geht.

Das bewährte Mittel gegen Panikattacken…

Nach ein paar Minuten habe ich die Angst im Griff. Ich bin in der Lage, mich umzudrehen und den Pfarrhof zu betrachten.

Die Äste der Bäume rauschen im Wind. Ein paar Schwalben schießen in der Abenddämmerung um das Stalldach. Im Weiher paddeln Frösche.

Hinter der Werkstatt geht die Sonne unter.

Es ist wunderschön hier.

Ich bin ganz allein.

Nur ich – und viele wilde Tiere…