Anfang Juni ist es endlich so weit: Ich ziehe in den historischen Pfarrhof von Dewitz!

Inzwischen sind acht Monate seit meinem ersten Besuch im historischen Pfarrhof von Dewitz vergangen. https://www.water-runs-east.eu/besichtigung/
Nachdem ich in einer Nacht Ende September vom Pfarrhof geträumt und ihn am nächsten Morgen in einer Immobilienanzeige gefunden hatte! https://www.water-runs-east.eu/weiher/
Im März unterschrieb ich den Kaufvertrag für das denkmalgeschützte Ensemble. https://www.water-runs-east.eu/notartermin/
Noch einmal zwei Monate später – Anfang Juni – ziehe ich dort ein.
Einerseits freue ich mich! Sogar sehr! Es ist wunderschön im Pfarrhof von Dewitz und dass ich – nach dreieinhalb Jahren in Untermietzimmern – endlich wieder eine eigene Wohnung haben werde, macht mich sehr glücklich.
Andererseits graut mir davor! Ich werde dort ganz alleine sein! Ich kenne dort niemanden! Und ich habe keine Ahnung, welche Herausforderungen auf mich zukommen werden.
Glücklicherweise habe ich Suriyel!
Nachdem ich am Vortag mit meinem, bis oben hin voll beladenen, Crafter aus Bayern zu ihm nach Berlin gekommen bin und bei ihm übernachtet habe, brechen wir am nächsten Morgen – einem sonnigen Sonntag – auf in die Mecklenburgische Seenplatte.
Genauer gesagt: Erst breche ich in meinem Crafter auf, eine Stunde später folgt mir Suriyel in seinem Toyota.
Dehalb stehe ich – nach zwei Stunden Fahrtzeit – alleine vor dem hohen grünen Tor. Das lässt sich über Funk öffnen und schließen.
Ein Fakt, der Suriyel entzückt – und mich in den Wahnsinn treibt!
Denn das Tor ist zickig: Wenn es nicht mit der angemessenen Sorgfalt und Konzentration bedient wird, streikt es.
Zumindest bei mir.
Bei Suriyel funktioniert es immer…
Diesmal habe ich Glück. Kurz zucken die beiden Flügel des Tors, nachdem ich mit angehaltenem Atem auf den Knopf der Fernbedienung gedrückt habe, dann öffnen sie sich in eleganter Synchronizität und geben die Durchfahrt frei.
Mit zitternden Knien klettere ich in den Crafter, fahre auf den Schotterweg und parke zwischen Haupteingang und Weiher.
Inzwischen hat es zugezogen. Die Äste der Kirschbäume am Weiher – schwer beladen mit unreifen Früchten – biegen sich im Wind.
Ich rutsche vom Fahrersitz und schaue mich um: Pfarrhaus, Ställe, Werkstatt, Weiher, Wiese, Obstbäume – das alles gehört mir!
Es ist unglaublich!
Benommen wandere ich durch hüfthoches Gras über das Gelände. Schwalben schießen durch die zerborstenen Fenster des Stalls. Ein Milan schwebt über dem Dach des Haupthauses, in der alten Ulme an der Grundstücksgrenze erklingt das schrille Rufen eines Falken.
Als ich meinen Rundgang beendet habe und wieder beim Weiher angekommen bin, fährt Suriyel vor.
Während ich benommen von Natur und Stille bin, beschäftigt ihn ein praktisches Thema: Funktioniert die Heizung? Das Haus stand zwei Jahre leer, der Makler wusste von nichts.
Nachts hat es hier auch Anfang Juni noch weniger als zehn Grad.
Deshalb führt Suriyels erster Weg zur Heizung. Die ist in einem hölzernen Anbau hinter dem Haupthaus untergebracht.
Kurz darauf taucht er wieder in der Wohnung auf. Die Gastherme funktioniert, erklärt er mir. Aber die Solartherme heizt nicht!
Ich folge ihm nach draußen und sehe ihn in Richtung Werkstatt laufen. Auf deren Dach befinden sich die Module der Solartherme.
Suriyel muss hoch. Aber die Leiter, die er kurz darauf aus der Werkstatt schleppt, ist zu kurz. Es fehlen etwa zwei Meter.
„Ich brauche deinen Autoschlüssel!“
„Heute ist Sonntag!“, erkläre ich ihm in der Annahme, er wolle eine längere Leiter besorgen.
Unwirsch schüttelt er den Kopf. Ich drücke ihm meinen Schlüsselbund in die Hand und sehe ihm dabei zu, wie er in den Crafter klettert, den Motor startet und meinen Transporter neben der Werkstattwand parkt.
Es dauert keine zwei Minuten, dann steht er auch schon auf dem Dach des Crafters, zieht die Leiter hoch, lehnt sie an die Wand der Werkstatt und klettert auf das Dach.

Dort macht er sich an der Solartherme zu schaffen. Zwei Mal noch klettert er rauf und runter, dann verschwindet er wieder im Heizungsanbau.
Kurz darauf taucht er wieder in der Wohnung aus. „Das Kabel vom Sensor war durchgebissen. Aber jetzt läuft sie wieder.“
Zufrieden führt er mich in den Heizungsraum. Ich stehe vor zwei riesigen Tanks, diversen digitalen Anzeigen, einem großen roten Heizkessel und vielen Rohrleitungen.
Ich finde: es sieht beängstigend aus.
Suriyel findet: es sieht super aus!
„Da!“, ruft er zufrieden. „Die Therme heizt!“
Ich bin erleichtert, auch wenn ich keine Ahnung habe, woran er das erkennt.
Bevor sich Suriyel dem wichtigsten Teil der Heizanlage – der Holzscheitheizung – widmet, trägt er den Inhalt meines Crafters in die Wohnung: ein großes Bauernbett, Matratzen, Lattenroste, Kisten mit Kleidung, Bettwäsche, Geschirr…
All das, was ich den letzten Monaten besorgt hatte, als ich – ohne festen Wohnsitz – bei Freunden in Bayern untergekommen war.
Meine Besitztümer wurden währenddessen von der Spedition eingelagert. Nur zehn Kilometer vom Pfarrhof, in Neubrandenburg. Trotzdem fand die Umzugsfirma keinen zeitnahen Termin, um meine Sachen vorbeizubringen.
Ich muss mich bis in einer Woche gedulden.
Zu meiner Erleichterung stellt sich heraus, dass trotzdem alles da ist, was wir brauchen!
In meinem neuen Zimmer baut Suriyel das hölzerne Bauernbett auf, das mir die bayerischen Freunde geschenkt haben. Großzügigerweise mit Lattenrosten und Matrazen!
Der große dunkelbraune Holztisch, den ich einem Bestatter in Hof in der Oberpfalz abgekauft habe, passt perfekt in die Küche.
Dort befindet sich zu meiner Erleichterung nicht nur die Einbauküche des Vorbesitzers, sondern auch jede Menge Geschirr und Töpfe.
Während ich das Abendessen richte, wird es in der Küche spürbar wärmer.
Suriyel hat das Feuer in der Holzscheitheizung geschürt!
Ich freue mich auf einen ruhigen ersten Abend in meinem neuen Zuhause.
Aber das kann ich vergessen!
Nach dem Abendessen breitet Suriyel einen Stapel Bedienungsanleitungen vor mir auf der Tischplatte aus. Morgen fährt er zurück nach Berlin. Bis dahin muss ich verstanden haben, wie die Heizung funktioniert!
Ich nicke brav zu allen seinen Ausführungen, starre interessiert auf die Skizze, die er für mich zeichnet, aber meine doofen Fragen entlarven mein Unverständnis.
Suryiel seufzst schwer: „Jetzt gehst du ins Bett und morgen üben wir das mit der Heizung so lange, bis du das alleine hinbekommst.“
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