Am Nachmittag des 20. Juni ist es endlich so weit: Rinpoche kommt das erste Mal in den historischen Pfarrhof von Dewitz.

Drei Monate ist es her, seit ich den Kaufvertrag für den historischen Pfarrhof von Dewitz unterschrieben habe. https://www.water-runs-east.eu/notartermin/
Vor neun Monaten kam ich das erste Mal in Kontakt mit dem Pfarrhof. Durch einen Traum! https://www.water-runs-east.eu/weiher/
In der Woche, bevor ich den Traum vom Pfarrhof träumte, war Rinpoche bei uns in Berlin gewesen. Er hatte mit uns Sur und Naga Offering praktizert. https://www.water-runs-east.eu/naga-offering/
Bevor sich Rinpoche letzten September von mir verabschiedete, versprach er, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Für ein Troma Retreat. Wohin auch immer. https://www.water-runs-east.eu/retreat/

Und heute ist es endlich so weit! Rinpoche wird das erste Mal in den historischen Pfarrhof von Dewitz kommen.
Oder besser: In das Pema Choling!
Denn so soll das zukünftige Buddhistische Zentrum im historischen Pfarrhof von Dewitz heißen.
Das hat Rinpoche beschlossen.
Nachdem ich ihn per WhatsApp über meinen Taum informiert und gefragt hatte, ob er sich vorstellen könne, dort mit mir zu leben und zu arbeiten.
Als Head Lama.
Ich hatte gerade mal mit dem Immobilienmakler telefoniert und einen Besichtigungstermin vereinbart.
Aber ich wusste von Anfang an: Ohne Rinpoche würde das alles keinen Sinn machen.
Da konnte der Traum noch so verblüffend, und der Pfarrhof noch so schön sein.
Was sollte ich – unwissend und ahnungslos wenn es um die Geheimnisse des buddhistischen Tantra geht – mit einem buddhistischen Meditationshaus?
Denn das war es, was mir der Traum gesagt hatte: Ich solle ihn kaufen, damit „die Sangha dort ihre Praxis machen soll!“. So hatte ich das in dem Traum Suriyel erklärt.
Ohne Rinpoche kein buddhistisches Meditationshaus.
Rinpoche reagierte zuerst enthusiastisch auf mein Angebot. Dummerweise wegen eines Missverständnisses: er hatte gedacht, ich hätte ihm angeboten, in der Spirituellen WG am Prenzlauer Berg dauerhaft zu leben und zu arbeiten.
„I really like this place!“, schrieb er mir zurück. „Berlin is great!“
„Sorry, Rinpoche!“, schrieb ich ihm zurück. „It´s not in Berlin!“
Statt des schönen Townhouses in Berlin konnte ich Rinpoche lediglich ein Leben am Ende der Welt in einem sanierungsbedürftigen Anwesen anbieten.
Seine Reaktion darauf viel gedämpft aus: „I´ll do a Mo when I´ll be back in Kathmandu.“
Ein „Mo“ ist eine Prophezeiung.
Wie die ausfallen würde, war völlig offen.
Rinpoche tingelte gerade durch Europa. Zurück in Kathmandu würde er frühestens Ende November sein.
Bis dahin war der Pfarrhof möglicherweise schon an einen anderen Interessenten verkauft.
Ich beschloss, dass die Sache mit dem Pfarrhof ein bizarrer Störunfall meiner Tantra-Praxis gewesen war.
Mehr aber auch nicht.
Suriyel reagierte erkennbar erleichtert auf Rinpoches verhaltene Begeisterung.
Rinpoche wusste nicht, was er von der Sache halten sollte.
Suriyel wusste es dagegen umso besser: Er hielt definitiv überhaupt nichts davon! https://www.water-runs-east.eu/hurra-aktion/

Umso größer war mein Schock – und auch der von Suriyel – als ich drei Tage später völlig unerwartet eine Nachricht von Rinpoche erhielt.
Ich werde den Augenblick nie vergessen!
Wir waren alle gemeinsam im Tibetisch-Buddhistischen Zentrum von Friedrichshain. https://www.water-runs-east.eu/das-buddhistische-zentrum/
Wie jeden Sonntag leitete Suryiel erst die „Grüne-Tara-Praxis“ an, danach das wöchentliche Riwo Sang Chö. https://www.water-runs-east.eu/rauch/
Nach Abschluss der Praxen – noch an meinem Platz im Tempel sitzend – schaltete ich den Flugmodus meines Handys aus.
Eine Nachricht poppte auf.
Von Rinpoche.
„Mo is good“, schrieb er.
„Name of Centre is „Pema Choling“.
„You will organise everything.“

Neun dramatische Monate später wird Rinpoche das erste Mal in seinem Pema Choling im historischen Pfarrhof von Dewitz erwartet.
Um kurz vor 15 Uhr schickt mir Suriyel eine Nachricht aus Berlin: „Wir brechen jetzt auf.“
Zwei Stunden bleiben uns noch, bis Rinpoche eintrifft.
Gerade genug Zeit, um den improvisierten Altar im Pavillon aufzubauen, das Abendessen vorzubereiten und das letzte Unkraut vor dem Eingang des Pema Chöling zu entfernen.
Wir kriegen es sogar hin, dass alle Sangha-Mitglieder duschen und sich umziehen können, bevor Rinpoche vorfährt.
Als es dann endlich so weit ist, stehen wir nebeneinander aufgereiht vor dem Eingang, jeder hält einen Katak – den traditionellen weißen Schal – und einen Briefumschlag in der Hand. Darin: eine ungerade Anzahl von Geldscheinen.
Genauso muss es sein, wenn ein hoher Lama eintrifft.
So habe ich das von meiner Khandro letzten September gelernt. https://www.water-runs-east.eu/linienhalter/
Wir sind jetzt keine versprengte kleine Sangha mehr, deren Praxis im tibetisch-buddhistischen Zentrum von Friedrichshain eher erduldet wird.
Nein!
Wir sind die Sangha des Pema Choling.
Deshalb müssen wir jetzt professioneller werden.
So erkläre ich das den anderen Sangha-Mitgliedern, während ich darauf achte, dass alle in Reihe und Glied stehen.
Kurz darauf biegt Suriyels Toyota in die Zufahrt ein. Mit Rinpoche auf dem Beifahrersitz.
Der schaut ein bisschen erstaunt, als er uns alle – die Kataks über die ausgestreckten Arme, die Briefumschläge in den Händen – aufgereiht stehen sieht.
So viel Formbewusstsein ist er von der Berliner Sangha nicht gewohnt.
Erkennbar erfreut lässt er sich von mir begrüßen, legt erst mir, dann der Reihe nach den anderen die Kataks um den Hals, drückt seine Stirn gegen die ihre und nimmt die Briefumschläge in Empfang.
Dann schaut er sich interessiert um.
„Rinpoche, the first time you are entering Pema Choling you have to walk through the main entrance!“, erkläre ich ihm.
Das macht organisatorisch keinen Sinn. Der Haupteingang führt in den unsanierten Teil des Hauses, den wir noch nicht nutzen können.
Aber irgendwann in Zukunft wird das der Eingang zum Zentrum sein.
Das Klingelschild habe ich schon mit „Pema Choling“ beschriftet.
Rinpoche schreitet feierlich die – von Unkraut befreiten – Treppenstufen hoch. Suriyel hält ihm die Tür zum Flur auf.
Als Rinpoche über die Schwelle tritt, kommen mir die Tränen.
Wir haben es tatsächlich geschafft!
Hier ist Rinpoche! Im Pema Choling von Dewitz!
Das alles – wird mir in diesem Moment bewusst – ist ein einziges Wunder!
Ein kleiner rundlicher buddhistischer Lama aus Nepal, geboren in Mugu, einer abgeschiedenen Provinz an der Grenze zu Tibet.
In einem evangelischen Pfarrhof, erbaut 1800, in der Mecklenburgischen Provinz.
Zusammengeführt durch einen Traum…

Langsam und konzentriert geht Rinpoche von Raum zu Raum, während er mit gedämpfter Stimme unablässig ein Mantra rezitiert.
Schweigend wandern wir hinter ihm her.
An den Wänden hängen zerschlissene Tapeten, von der Decke bröckelt der Putz.
In uns ist Stille und Freude.
Einfach nur wunderbar…zutiefst berührend. Herzklopfensgrüsse aus der Oberpfalz nach Mecklenburg